SECHSTES KAPITEL
DIE SCHLACHT AUF DEN PELENNOR-FELDERN
Aber es war kein Orkhäuptling oder Straßenräuber, der den Angriff
auf Gondor führte. Die Dunkelheit wich zu früh, vor dem Zeitpunkt, den
sein Herr festgesetzt hatte: das Glück ließ ihn für den Augenblick im
Stich, und die Welt hatte sich gegen ihn gewandt; der Sieg entglitt ihm,
als er eben die Hand ausstreckte, um ihn zu ergreifen. Doch sein Arm
war lang. Noch befehligte er und besaß große Macht. Der König, Ring-
geist, Herr der Nazgûl, hatte viele Waffen. Er verließ das Tor und ver-
schwand.
König Théoden der Mark hatte die Straße erreicht, die vom Tor zum
Fluß führte, und wandte sich der Stadt zu, die nun weniger als eine Meile
entfernt war. Er verlangsamte seine Geschwindigkeit ein wenig und
forschte nach neuen Feinden, und seine Ritter scharten sich um ihn, und
unter ihnen war Dernhelm. Weiter vom, den Mauern näher, waren Elf-
helms Mannen zwischen den Belagerungsmaschinen, und sie metzelten
und töteten und trieben ihre Feinde in die Feuergräben. Nahezu die ganze
nördliche Hälfte des Pelennor war überrannt, die Lager brannten, und die
Orks flohen zum Fluß wie Herden vor den Jägern. Und die Rohirrim gin-
gen hierhin und dorthin, wie es ihnen beliebte. Aber das Belagerungsheer
war noch nicht besiegt, und das Tor noch nicht erreicht. Viele Feinde
standen davor, und auf der anderen Hälfte der Ebene waren weitere
Heere, die noch nicht in den Kampf eingegriffen hatten. Im Süden jenseits
der Straße lag die Hauptstreitmacht der Haradrim, und dort wurden ihre
Reiter um die Fahne ihres Häuptlings gesammelt. Und er schaute sich um,
und in dem zunehmenden Licht sah er das Banner des Königs, sah, daß es
weit vor der Schlacht war und von wenigen Streitern umgeben. Da wurde
er von einem rasenden Zorn erfüllt und schrie laut auf, entfaltete seine
Fahne, schwarze Schlange auf Scharlachrot, und kam mit einer großen
Schar dem weißen Pferd und dem Grün entgegen; und als die Südländer
ihre Krummsäbel zogen, war es wie ein Glitzern von Sternen.
Dann wurde Théoden ihn gewahr und wollte seinen Angriff nicht er-
warten, sondern spornte Schneemähne an und stürmte ihm entgegen, um
ihn zu berennen. Krachend prallten sie aufeinander. Aber die Weißglut
der Nordmannen war heißer, und erfahrener waren ihre Ritter mit langen
und grausamen Speeren. Geringer an Zahl waren sie, aber sie fuhren
durch die Südländer hindurch wie ein feuriger Blitz durch einen Wald.
Stracks durch die Schar stieß Théoden, Thengels Sohn, und sein Speer
zersplitterte, als er den Häuptling niederstreckte. Heraus fuhr sein
Schwert, und er sprengte zu der Fahne, zerhieb die Stange und den Trä-
ger; und die schwarze Schlange sank zu Boden. Da machten alle von ihrer
Reiterei, die nicht erschlagen waren, kehrt und flohen weit fort.
Doch siehe! inmitten des Siegs des Königs wurde plötzlich sein golde-
ner Schild matt. Vom Himmel her verdunkelte sich der neue Morgen. Fin-
sternis sank auf Théoden herab. Die Pferde bäumten sich auf und wieher-
ten laut. Aus dem Sattel geworfene Männer lagen mit dem Gesicht nach
unten auf dem Boden.
»Zu mir! Zu mir!« rief Théoden. »Auf, Eorlingas! Fürchtet keine Dun-
kelheit!« Aber rasend vor Angst stieg Schneemähne hoch auf, kämpfte
mit der Luft und brach dann mit einem großen Schrei zusammen: ein
schwarzer Pfeil hatte ihn durchbohrt. Der König fiel unter ihn.
Der große Schatten kam herab wie eine sich senkende Wolke. Und
siehe! es war ein geflügeltes Wesen: wenn es ein Vogel war, dann größer
als alle anderen Vögel, und es war nackt und hatte weder Schwungfedern
noch Gefieder, und seine gewaltigen Fittiche waren wie Flughäute zwi-
schen hornigen Fingern; und es stank. Ein Geschöpf einer älteren Welt
war es vielleicht, dessen Gattung in vergessenen Gebirgen, kalt unter dem
Mond, überlebt und seine Zeit überdauert und in einem abscheulichen
Horst diese letzte, unzeitige Brut gezeugt hatte, zu Bösem bereit. Und der
Dunkle Herr nahm es, fütterte es mit grausigem Fleisch, und es wuchs
über das Maß aller anderen Wesen hinaus, die fliegen; und er gab es sei-
nem Diener, damit es sein Schlachtroß sei. Herab kam es, herab, und
dann faltete es seine gefiederten Flughäute, stieß einen krächzenden
Schrei aus und ließ sich auf Schneemähnes Körper nieder, grub seine
Klauen in ihn und beugte seinen langen, nackten Hals.
Auf dem Geschöpf saß eine Gestalt in schwarzem Mantel, gewaltig
und bedrohlich. Eine Krone aus Stahl trug er, aber zwischen Reif und Ge-
wand war nichts zu sehen außer einem tödlichen Funkeln von Augen:
der Herr der Nazgûl. In die Luft war er zurückgekehrt, hatte sein Roß
herbeigerufen, ehe die Dunkelheit verging, und nun war er wiedergekom-
men, brachte Verderben und verwandelte Hoffnung in Verzweiflung und
Sieg in Tod. Eine große Keule schwang er.
Aber Théoden war nicht völlig verlassen. Die Ritter seines Hauses
lagen erschlagen um ihn oder waren durch die Raserei ihrer Rösser weit
davongetragen worden. Doch einer stand noch da: Dernhelm, der junge;
seine Treue war über Furcht erhaben, und er weinte, denn er hatte seinen
Herrn wie einen Vater geliebt. Unversehrt hatte Merry den ganzen An-
griff hindurch hinter ihm gesessen, bis der Schatten kam; und dann hatte
Windfola sie beide in seinem Schrecken abgeworfen und rannte jetzt
wildgeworden über die Ebene. Merry kroch wie ein verstörtes Tier auf
allen Vieren, und ein solches Entsetzen lag auf ihm, daß er blind und
elend war.
»Gefolgsmann des Königs! Gefolgsmann des Königs!« rief ihm sein
Herz zu. »Du mußt bei ihm bleiben. Wie ein Vater sollt Ihr für mich sein,
hast du gesagt.« Aber sein Wille antwortete nicht, und sein Körper zit-
terte. Er wagte nicht, die Augen zu öffnen und aufzuschauen.
Obwohl seine Sinne umdunkelt waren, glaubte er dann Dernhelm
sprechen zu hören; dennoch erschien ihm die Stimme seltsam und erin-
nerte ihn an eine andere Stimme, die er gekannt hatte.
»Fort mit dir, du abscheuliches Geistergeschöpf, Herr über Leichen!
Laß die Toten in Frieden!«
Eine kalte Stimme antwortete: »Komm nicht zwischen den Nazgûl und
seine Beute! Denn dich wird er nicht erschlagen. Dich wird er davontra-
gen zu den Klagehäusern, jenseits aller Dunkelheit, wo dein Fleisch ver-
zehrt und deine verdorrte Seele nackt dem Lidlosen Auge überlassen wer-
den soll.«
Ein Schwert klirrte, als es gezogen wurde. »Tu, was du willst; aber ich
werde es verhindern, wenn ich kann.«
»Mich hindern? Du Narr. Kein lebender Mann kann mich hindern!«
Dann hörte Merry von allen Geräuschen in dieser Stunde das seltsam-
ste. Es schien, daß Dernhelm lachte, und die helle Stimme war wie der
Klang von Stahl. »Aber kein lebender Mann bin ich! Du siehst eine Frau
vor dir. Éowyn bin ich, Éomunds Tochter. Du stehst zwischen mir und
meinem Herrn und Verwandten. Fort mit dir, wenn du nicht unsterblich
bist! Denn ob du nun ein Lebender oder ein nicht toter Schatten bist, ich
werde dich niederstrecken, wenn du ihn anrührst.«
Das geflügelte Geschöpf fauchte sie an, aber der Ringgeist gab keine
Antwort, und er schwieg, als ob er plötzlich im Zweifel sei. Echte Ver-
blüffung überwand für einen Augenblick Merrys Ängste. Er öffnete die
Augen, und die Schwärze war von ihnen gewichen. Dort, ein paar Schritt
vor ihm, saß das große Tier, und ringsum schien alles dunkel, und über
ihm erhob sich der Herr der Nazgûl wie ein Schatten der Hoffnungslosig-
keit. Ein wenig nach links stand ihnen gegenüber jene, die er Dernhelm
genannt hatte. Doch der Helm ihrer Heimlichkeit war von ihr abgefallen,
und ihr helles Haar, seiner Bande ledig, schimmerte in blassem Gold um
ihre Schultern. Ihre Augen, grau wie das Meer, waren hart und grausam,
und dennoch rannen Tränen über ihre Wangen. Ein Schwert war in ihrer
Hand, und sie hob ihren Schild gegen die Entsetzlichkeit der Augen des
Feindes.
Éowyn war es, und Dernhelm auch. Denn Merry entsann sich plötzlich
des Gesichts, das er gesehen hatte, als sie von Dunharg losritten: das Ge-
sicht eines Menschen, der den Tod sucht, weil er keine Hoffnung hat.
Mitleid erfüllte sein Herz und großes Staunen, und plötzlich erwachte der
schwerentflammbare Mut seines Geschlechts. Er ballte die Hände. Sie
sollte nicht sterben, so schön, so verzweifelt! Zumindest sollte sie nicht
allein sterben, ohne Hilfe.
Das Gesicht ihres Feindes war ihm nicht zugewandt, doch noch wagte
er sich kaum zu rühren und fürchtete sich davor, daß sein tödlicher Blick
auf ihn falle. Langsam, langsam begann er zur Seite zu kriechen; doch der
Schwarze Heerführer, in Zweifel und seine Bosheit nur auf die Frau vor
ihm gerichtet, beachtete ihn nicht mehr als einen Wurm im Schlamm.
Plötzlich schlug das große Tier mit seinen abscheulichen Flügeln, und
der Luftzug von ihnen war verpestet. Wieder sprang es in die Luft und
ließ sich dann geschwind auf Éowyn fallen, und es kreischte und schlug
zu mit Schnabel und Klauen.
Noch wich sie nicht zurück: Maid der Rohirrim, Tochter von Königen,
schlank wie eine Stahlklinge, schön und dennoch schreckenerregend.
Einen raschen Hieb führte sie, geschickt und tödlich. Den ausgestreckten
Hals spaltete sie, und der abgehauene Kopf fiel wie ein Stein. Zurück
sprang sie, als der riesige Körper herabstürzte, die gewaltigen Schwingen
ausgebreitet, und auf der Erde zusammenbrach; und zugleich mit seinem
Sturz verschwand der Schatten. Ein Lichtschein fiel auf sie, und ihr Haar
schimmerte im Sonnenaufgang.
Von dem Kadaver erhob sich der Schwarze Reiter, groß und drohend
ragte er über Éowyn auf. Mit einem haßerfüllten Schrei, der wie Gift in
den Ohren brannte, ließ er seine Keule niedersausen. Ihr Schild zersplit-
terte in viele Stücke, und ihr Arm war gebrochen; sie strauchelte und fiel
auf die Knie. Wie eine Wolke beugte er sich über sie, und seine Augen
runkelten; er hob die Keule, um sie zu töten.
Doch plötzlich strauchelte auch er mit einem bitteren Schmerzens-
schrei, sein Hieb verfehlte das Ziel und traf den Boden. Merrys Schwert
hatte ihn von hinten angegriffen, den schwarzen Mantel zerschnitten und
unter dem Panzerhemd die Sehne hinter seinem mächtigen Knie durch-
bohrt.
»Éowyn! Éowyn!« rief Merry. Da richtete sie sich wankend auf und
stieß mit letzter Kraft ihr Schwert zwischen Krone und Mantel, als sich
die großen Schultern vor ihr beugten. Das Schwert zerbarst funkensprü-
hend in unzählige Bruchstücke. Die Krone rollte klirrend fort. Éowyn fiel
nach vorn auf ihren gefallenen Feind. Doch siehe! der Mantel und das
Panzerhemd waren leer. Gestaltlos lagen sie jetzt auf dem Boden, zerris-
sen und zerknüllt; und ein Schrei stieg auf in die erbebende Luft und ver-
klang zu einem schrillen Klagelaut, den der Wind davontrug, eine körper-
lose und dünne Stimme, die erstarb und verschlungen wurde, und niemals
wieder in diesem Zeitalter der Welt wurde sie gehört.
Und da stand Meriadoc der Hobbit inmitten der Erschlagenen und blin-
zelte wie eine Eule im Tageslicht, denn er hatte die Augen voll Tränen;
und wie durch einen Nebel sah er Éowyns schönen Kopf, wie sie dalag
und sich nicht regte; und er sah des Königs Gesicht, der inmitten seines
Sieges gefallen war. Denn in seinem Todeskampf war Schneemähne wie-
der von ihm weggerollt; dennoch war er der Fluch seines Herrn.
Dann bückte sich Merry und nahm seine Hand, um sie zu küssen, und
siehe! Théoden öffnete die Augen, und sie waren klar, und er sprach mit
ruhiger Stimme, wenn auch mühsam.
»Leb wohl, Herr Holbytla!« sagte er. »Mein Köper ist zermalmt! Ich
gehe zu meinen Vätern. Und selbst in ihrer erlauchten Gesellschaft brau-
che ich mich jetzt nicht zu schämen. Ich fällte die schwarze Schlange. Ein
grimmer Morgen, ein froher Tag, ein goldener Sonnenuntergang!«
Merry konnte nicht sprechen, sondern weinte von neuem. »Vergebt
mir, Herr«, sagte er schließlich, »daß ich Eurem Befehl nicht gehorchte,
und doch habe ich in Eurem Dienst nicht mehr getan, als bei Eurem
Scheiden zu weinen.«
Der alte König lächelte. »Gräme dich nicht! Es ist vergeben. Großmut
wird nicht zurückgewiesen. Lebe nun in Glückseligkeit; und wenn du
friedlich bei deiner Pfeife sitzt, denke an mich! Denn niemals werde ich
nun mit dir in Meduseld sitzen, wie ich versprochen habe, oder deiner
Kräuterkunde lauschen.« Er schloß die Augen, und Merry neigte sich
neben ihn. Plötzlich sprach er wieder. »Wo ist Eomer? Denn meine
Augen werden dunkel, und ich möchte ihn sehen, ehe ich gehe. Er muß
nach mir König sein. Und ich möchte Éowyn Nachricht senden, sie, die
nicht wollte, daß ich sie verließ, und nun werde ich sie nicht wiedersehen,
die mir teurer ist als eine Tochter.«
»Herr, Herr«, begann Merry stockend, »sie ist ...« Aber in diesem
Augenblick gab es ein großes Getöse, und ringsum bliesen die Hörner
und Trompeten. Merry schaute sich um: er hatte den Krieg und die ganze
Welt vergessen, und viele Stunden schienen vergangen, seit Théoden in
seinen Tod ritt, aber in Wirklichkeit war es nur eine kleine Weile. Doch
jetzt sah er, daß sie in Gefahr waren, mitten in die große Schlacht zu ge-
raten, die bald beginnen würde.
Neue Verbände des Feindes eilten die Straße vom Fluß herauf; und von
den Mauern her kamen die Scharen von Morgul; und von den südlichen
Feldern kam Fußvolk aus Harad und vor ihnen Reiter, und hinter ihnen
erhoben sich die riesigen Rücken der mûmakil mit Kriegstürmen darauf.
Doch im Norden führte der weiße Helmbusch von Éomer den großen
Aufmarsch der Rohirrim an, die wieder gesammelt und aufgestellt wor-
den waren; und aus der Stadt kamen alle kampffähigen Männer, die in
ihr waren, und der silberne Schwan von Dol Amroth wurde in der Vor-
hut getragen, und sie vertrieben den Feind vom Tor.
Einen Augenblick schoß Merry der Gedanke durch den Kopf: »Wo ist
Gandalf? Ist er nicht hier? Hätte er nicht den König und Éowyn retten
können?« Aber da ritt Éomer in Eile heran, und mit ihm kamen die Rit-
ter des Gefolges, die noch am Leben waren und ihre Pferde wieder gebän-
digt hatten. Sie blickten voll Staunen auf den Kadaver des unheimlichen
Tiers, der dort lag; und ihre Rösser wollten ihm nicht nahekommen.
Aber Éomer sprang aus dem Sattel, und Kummer und Entsetzen befielen
ihn, als er an des Königs Seite kam und schweigend dastand.
Dann nahm einer der Ritter des Königs Banner aus Guthláfs, des Ban-
nerträgers Hand, der tot dort lag, und er hielt es hoch. Langsam öffnete
Théoden die Augen. Als er das Banner sah, gab er ein Zeichen, daß es
Éomer gegeben werden sollte.
»Heil, König der Mark!« sagte er. »Reite nun zum Sieg! Sage Éowyn
Lebewohl!« Und so starb er, und er wußte nicht, daß Éowyn dicht bei ihm
lag. Und diejenigen, die in der Nähe standen, weinten und riefen: »König
Théoden! König Théoden!«
Aber Eomer sagte zu ihnen:
Nicht der Klage zu viel! Groß war der Gefallene,
Seiner würdig sein Tod. Wird ihm der Hügel geschichtet,
Mögen die trauen weinen. Uns aber ruft der Krieg!
Doch er selbst weinte, als er sprach. »Laßt seine Ritter hierbleiben«,
sagte er, »und seine Leiche in Ehren vom Schlachtfeld tragen, damit die
Schlacht nicht über ihn hinwegreitet! Ja, und all die anderen, die von des
Königs Mannen hier liegen.« Und er schaute auf die Erschlagenen und
rief noch einmal ihre Namen. Dann plötzlich erblickte er seine Schwester
Éowyn, die dalag, und er erkannte sie. Er stand einen Augenblick da wie
ein Mann, dem gerade, als etwas rief, ein Pfeil das Herz durchbohrte; und
dann wurde sein Gesicht totenbleich, und eine kalte Wut stieg in ihm auf,
so daß ihm eine Weile die Sprache versagte. Eine Todesstimmung ergriff
ihn.
»Éowyn! Éowyn!« rief er schließlich, »Éowyn, wie kommst du hierher?
Was für ein Wahnsinn oder eine Teufelei ist das? Tod! Tod! Tod! Wir
alle sollen eine Beute des Todes sein!«
Ohne einen Plan zu machen oder auf die Ankunft der Mannen aus der
Stadt zu warten, galoppierte er schnurstracks zurück an die Spitze des
großen Heeres, und er blies ein Horn und rief laut zum Angriff auf. Über
das Schlachtfeld schallte seine helle Stimme: »Tod! Reitet, reitet zur Ver-
nichtung und zum Ende der Welt!«
Und damit setzte sich das Heer in Bewegung. Aber die Rohirrim san-
gen nicht mehr. Tod schrien sie mit lauter und entsetzlicher Stimme, und
immer schneller werdend wie eine große Flut fegte ihre Schlachtreihe an
ihrem gefallenen König vorbei und brauste nach Süden.
Und immer noch stand Meriadoc der Hobbit und blinzelte unter
Tränen, und niemand sprach mit ihm, ja, niemand schien ihn überhaupt
zu beachten. Er wischte sich die Tränen ab und bückte sich, um den grü-
nen Schild aufzuheben, den Éowyn ihm gegeben hatte, und hängte ihn
sich über den Rücken. Dann schaute er sich nach seinem Schwert um, das
er fallengelassen hatte; denn gerade, als er seinen Stoß führte, wurde sein
Arm empfindungslos, und jetzt konnte er nur seine linke Hand gebrau-
chen. Und siehe! dort lag seine Waffe, aber die Klinge rauchte wie ein
trockener Zweig, der ins Feuer geworfen worden war; und während er
hinschaute, krümmte sie sich und schrumpfte und wurde verzehrt.
So endete das Schwert von den Hügelgräberhöhen, das Werk von
Westernis. Aber froh wäre er gewesen, sein Schicksal zu kennen, er, der
es vor langer Zeit in dem Nördlichen Königreich geschmiedet hatte, als
die Dúnedain jung waren und ihr Hauptfeind das Schreckensreich Ang-
mar war und dessen Hexenmeister-König. Keine andere Klinge, und wäre
sie auch von mächtigeren Händen geführt worden, hätte diesem Feind
eine so schmerzhafte Wunde zufügen, in sein nicht totes Fleisch eindrin-
gen und den Zauber brechen können, der seine unsichtbaren Sehnen mit
seinem Willen verband.
Die Männer hoben jetzt den König auf und deckten Mäntel auf Speer-
stümpfe, und so machten sie es möglich, ihn zur Stadt zu tragen; und an-
dere hoben Éowyn sanft auf und trugen sie hinter dem König her. Aber
die Mannen aus des Königs Gefolge konnten sie noch nicht vom Schlacht-
feld wegbringen; denn sieben der Ritter des Königs waren dort gefallen,
und Deorwine, ihr Anführer, war unter ihnen. So legten sie sie abseits
von ihren Feinden und dem grausamen Tier und pflanzten Speere um sie
auf. Und später, als alles vorüber war, kehrten die Männer zurück und
entfachten dort ein Feuer und verbrannten den Kadaver des Tiers; aber
für Schneemähne gruben sie ein Grab und setzten einen Stein darauf, auf
dem in den Sprachen von Gondor und der Mark eingemeißelt war:
Schneemähne, Diener in größter Bedrängnis,
Schnellen Hufs, seines Herrn Verhängnis.
Grün und lang wuchs das Gras auf Schneemannes Hügel, aber auf
immer schwarz und kahl war der Boden, wo das Tier verbrannt worden
war.
Jetzt ging Merry langsam und traurig neben den Trägern her, und er
achtete nicht mehr auf die Schlacht. Er war erschöpft und hatte Schmer-
zen, und seine Glieder zitterten, als habe er Schüttelfrost. Ein großer
Regen kam vom Meer her, und es schien, daß alle Lebewesen um Théoden
und Éowyn weinten und mit grauen Tränen die Brände in der Stadt lösch-
ten. Durch einen Nebel sah er plötzlich die Vorhut der Mannen von Gon-
dor herankommen. Imrahil, der Fürst von Dol Amroth, ritt heran und
zog die Zügel an.
»Welche Last tragt ihr, Männer von Rohan?« rief er.
»König Théoden«, antworteten sie. »Er ist tot. Aber König Éomer rei-
tet jetzt in die Schlacht: der mit dem weißen Helmbusch im Wind.«
Dann saß der Fürst von seinem Pferd ab und kniete an der Bahre nie-
der, um den König und seinen großen Angriff zu ehren; und er weinte.
Und als er aufstand, da sah er Éowyn und war erstaunt. »Das ist doch ge-
wiß eine Frau?« fragte er. »Sind selbst die Frauen der Rohirrim in den
Krieg gezogen in unserer Not?«
»Nein, nur eine«, antworteten sie. »Frau Éowyn ist es, Éomers Schwe-
ster; und bis zu dieser Stunde wußten wir nichts von ihrem Ritt und be-
dauern ihn sehr.«
Als der Fürst dann ihre Schönheit sah, obwohl ihr Gesicht bleich und
kalt war, berührte er ihre Hand, als er sich herabbeugte, um sie genauer
anzusehen. »Männer von Rohan!« rief er. »Sind keine Feldscherer unter
euch? Sie ist verwundet, vielleicht auf den Tod, aber ich glaube, sie lebt
noch.« Und er hielt die blankgeschliffene Armberge, die er trug, vor
ihre kalten Lippen, und siehe! ein leichter Nebel, kaum zu sehen, lag auf
ihr.
»Eile tut nun not«, sagte er, und er schickte einen los, der rasch zur
Stadt reiten sollte, um Hilfe zu holen. Aber er verneigte sich tief vor dem
Gefallenen, sagte den Rohirrim Lebewohl und ritt von dannen in die
Schlacht.
Und jetzt nahm die Kampfeswut auf den Feldern des Pelennor zu; und
der Waffenlärm und die Schreie der Menschen und das Wiehern der
Pferde wurden lauter. Hörner wurden geblasen, und Trompeten schmet-
terten, und die mûmakil brüllten, als sie zum Krieg aufgestachelt
wurden.
Unter den südlichen Mauern der Stadt stürmte jetzt das Fußvolk von
Gondor gegen die Scharen aus Mordor, die dort immer noch in großer
Zahl standen. Aber die Reiter ritten nach Osten zur Unterstützung von
Eomer: Húrin der Kühne, Verwalter der Schlüssel, und der Herr von Los-
samach, und Hirluin aus den Grünen Bergen und Fürst Imrahil der
Schöne, umgeben von seinen Rittern.
Nicht zu früh kam ihre Hilfe für die Rohirrim; denn das Glück hatte
sich gegen Éomer gewandt, und sein Ungestüm war ihm zum Verhängnis
geworden. Die mächtige Wut seines Angriffs hatte die Schlachtreihe sei-
ner Feinde völlig durcheinandergebracht, und große Keile seiner Reiter
waren durch die Reihen der Südländer hindurchgestoßen, hatten deren
Reiter zersprengt und das Fußvolk niedergeritten. Aber wo immer die
mûmakil auftauchten, da wollten die Rösser der Rohirrim nicht hingehen,
sondern scheuten und brachen aus; und die großen Ungeheuer wurden
nicht angegriffen und standen da wie Verteidigungstürme, und die
Haradrim scharten sich um sie. Und wenn die Rohirrim zu Beginn eine
dreifache Übermacht gegen sich hatten, als sie allein den Haradrim ge-
genüber gestanden hatten, so wurde ihre Lage bald schlimmer; denn neue
Kräfte strömten nun aus Osgiliath auf das Schlachtfeld. Dort waren sie
zusammengezogen worden, um die Stadt zu plündern und Gondor zu
schänden, und sie hatten auf den Ruf ihres Heerführers gewartet. Er war
jetzt vernichtet, aber Gothmog, der Statthalter von Mordor, hatte sie in
den Kampf geschickt; Ostlinge mit Äxten und Variags aus Khand, Süd-
länder in Scharlachrot, und aus Weit-Harad schwarze Menschen wie
halbe Trolle mit weißen Augen und roten Zungen. Einige eilten nun her-
bei, um den Rohirrim in den Rücken zu fallen, während andere nach
Westen zogen, um die Streitkräfte von Gondor abzuschneiden und zu ver-
hindern, daß sie sich mit Rohan vereinten.
Gerade, als der Tag sich so gegen Gondor zu wenden begann und die
Hoffnung der Mannen ins Wanken geriet, da stieg ein neuer Schrei in der
Stadt auf, am Vormittag, als ein starker Wind blies und den Regen nach
Norden trieb und die Sonne schien. In dieser klaren Luft erblickten die
Wächter auf den Mauern in der Feme einen neuen Schrecken, und ihre
letzte Hoffnung verließ sie.
Denn hinter der Schleife bei Harlond floß der Anduin so, daß man sei-
nen Lauf von der Stadt aus auf mehrere Meilen verfolgen konnte, und
wer scharfe Augen hatte, konnte alle Schiffe sehen, die sich näherten.
Und als sie dort hinschauten, schrien sie vor Entsetzen; denn schwarz ge-
gen den glitzernden Strom erblickten sie eine Flotte, vom Winde herange-
tragen: Schnellsegler und vielrudrige Schiffe mit großem Tiefgang und
schwarzen Segeln, die sich im Winde blähten.
»Die Corsaren von Umbar!« schrien die Männer. »Die Corsaren von
Umbar! Schaut! Die Corsaren von Umbar kommen! Also ist Belfalas ge-
nommen und Ethir auch, und Lebennin ist verloren. Die Corsaren sind
über uns! Das ist der letzte Schicksalsschlag!«
Und ohne daß es ihnen befohlen war, denn niemand war da, der in der
Stadt Befehle gab, rannten einige zu den Glocken und läuteten Sturm;
und einige bliesen die Trompeten zum Rückzug. »Zurück zu den
Mauern!« schrien sie. »Zurück zu den Mauern! Kommt zurück in die
Stadt, ehe wir alle überwältigt sind!« Doch der Wind, der die Schiffe vor-
antrieb, trug auch ihr ganzes Geschrei davon.
Die Rohirrim allerdings brauchten weder Nachrichten noch Warnung.
Allzu gut sahen sie selbst die schwarzen Segel. Denn Éomer war jetzt
kaum eine Meile von Harlond entfernt, und eine große Schar seiner ersten
Feinde war zwischen ihm und dem Hafen, während neue Feinde von hin-
ten heranwirbelten und ihn von dem Fürsten abschnitten. Jetzt schaute er
auf den Fluß, und die Hoffnung erstarb in seinem Herzen, und den Wind,
den er gepriesen hatte, verfluchte er jetzt. Aber die Heere von Mordor
waren ermutigt, und voll neuer Kampfeslust und -wut kamen sie mit
schrillen Schreien zum Angriff heran.
Finster war jetzt Éomers Stimmung, und sein Kopf war wieder klar. Er
ließ die Hörner blasen, um alle seine Mannen, die noch hierher kommen
konnten, um sein Banner zu scharen; denn er wollte einen großen Schild-
wall bilden und dort zu Fuß kämpfen, bis alle fielen, und er wollte auf
den Feldern des Pelennor Heldentaten vollbringen, die besungen werden
würden, obwohl kein Mann im Westen übrigbleiben sollte, um sich des
letzten Königs der Mark zu erinnern. So ritt er auf einen grünen Hügel
und pflanzte dort sein Banner auf, und das Weiße Pferd wogte leise im
Wind.
Aus Zweifel und Finsternis kam ich, singend
Mit blankem Schwert in der Morgensonne.
Ich ritt, bis Hoffnung und Herz zerbrachen:
Auf nun! Dies ist der Tag des Verderbens!
Diese Verse sprach er, doch lachte er dabei. Denn wiederum war die
Kampfeslust über ihn gekommen; und er war noch unverletzt, und er war
jung, und er war König: Herr über ein hartes Volk. Und siehe! als er
noch über die Hoffnungslosigkeit lachte, schaute er wieder nach den
Schiffen, und er hob sein Schwert, um sie zum Kampf herauszufordern.
Und dann überkam ihn Staunen und eine große Freude; und er warf
sein Schwert hinauf in den Sonnenschein und sang, als er es wieder auf-
fing. Und alle Augen folgten seinem Blick, und siehe da! auf dem vor-
dersten Schiff entfaltete sich eine große Fahne, und der Wind breitete sie
aus, als das Schiff auf Harlond drehte. Dort flatterte der Weiße Turm,
und das war für Gondor; aber Sieben Sterne waren über ihm, und darüber
eine hohe Krone, Elendils Wahrzeichen, die seit unzähligen Jahren kein
Fürst getragen hatte. Und die Sterne flammten im Sonnenlicht, denn
Arwen, Elronds Tochter, hatte sie mit Edelsteinen gestickt; und die Krone
strahlte im Morgenlicht, denn sie war mit Mithril und Gold gestickt.
So kam Aragorn, Arathoms Sohn, Elessar, Isildurs Erbe, von den Pfa-
den der Toten, und der Wind hatte ihn vom Meer zum Königreich Gon-
dor getragen; und die Fröhlichkeit der Rohirrim war ein Sturzbach von
Gelächter und ein Blitzen von Schwertern, und die Freude und das Stau-
nen in der Stadt war eine Musik von Trompeten und läutenden Glocken.
Aber die Heere von Mordor waren in Verwirrung geraten, und eine
große Zauberei schien es ihnen zu sein, daß ihre eigenen Schiffe voller
Feinde sein sollten; und ein schwarzes Entsetzen befiel sie, denn sie wuß-
ten, daß das Glück sich gewendet hatte und ihr Untergang nahe war.
Nach Osten ritten die Ritter von Dol Amroth und trieben den Feind
vor sich her: Trollmenschen und Variags und Orks, die das Sonnenlicht
haßten. Nach Süden preschte Éomer, und die Menschen flohen vor seinem
Gesicht, und sie waren zwischen Hammer und Amboß. Denn jetzt spran-
gen Männer von den Schiffen auf die Landeplätze von Harlond und feg-
ten wie ein Sturm nach Norden. Da kamen Legolas und Gimli, der seine
Axt schwang, und Halbarad mit dem Banner, und Elladan und Eirohir
mit Sternen auf der Stirn, und die harthändigen Dúnedain, Waldläufer
des Nordens, und hinter ihnen kam eine große Streitmacht des Volkes
von Lebennin und Lamedon und aus den Lehen des Südens. Aber allen
voran ging Aragorn mit der Flamme des Westens, Andúril, wie ein neu
entfachtes Feuer, Narsil, neu geschmiedet und so tödlich wie einst; und
auf seiner Stirn war der Stern von Elendil.
Und so trafen sich endlich Éomer und Aragorn inmitten der Schlacht,
und sie stützten sich auf ihre Schwerter und sahen einander an und waren
froh.
»So treffen wir uns wieder, obwohl alle Heere von Mordor zwischen
uns lagen«, sagte Aragorn. »Habe ich es nicht auf der Hornburg ge-
sagt?«
»So sprächet Ihr«, sagte Éomer, »aber Hoffnung täuscht oft, und ich
wußte damals nicht, daß Ihr ein voraussehender Mann seid. Doch doppelt
beglückend ist unerwartete Hilfe, und niemals war ein Treffen von Freun-
den froher.« Und sie reichten einander die Hand. »Und wahrlich niemals
zu einer günstigeren Zeit«, sagte Éomer. »Ihr kommt nicht zu früh, mein
Freund. Viel Leid und Kummer hat uns befallen.
»Dann laßt es uns rächen, ehe wir davon sprechen«, sagte Aragorn,
und zusammen ritten sie zurück zur Schlacht.
Harte Kämpfe und lange Mühen hatten sie noch; denn die Südländer
waren tapfere Männer und grimmig und verbissen in ihrer Verzweiflung;
und die Ostlinge waren stark und harte Krieger und baten nicht um Scho-
nung. So sammelten sie sich immer wieder hier oder dort, an einem nie-
dergebrannten Wohnhaus oder einer Scheune, auf einem Hügel oder einer
Anhöhe, und sie scharten sich zusammen und kämpften, bis der Tag sich
neigte.
Dann ging die Sonne endlich hinter dem Mindolluin unter und erfüllte
den ganzen Himmel mit einem großen Brand, so daß die Berge und das
Gebirge wie mit Blut getränkt waren; Feuer glühte im Fluß, und das Gras
des Pelennor lag rot da in der anbrechenden Nacht. Und in dieser Stunde
war die große Schlacht auf dem Feld von Gondor vorüber; und nicht ein
Feind war innerhalb des Rammas am Leben geblieben. Alle wurden er-
schlagen außer jenen, die flohen, um zu sterben oder in den roten Fluten
des Flusses zu ertrinken. Wenige kamen jemals wieder in den Osten nach
Morgul oder Mordor; und in das Land der Haradrim gelangte nur eine
Erzählung von weit her: ein Gerücht von dem Zorn und Schrecken von
Gondor.
Aragorn und Éomer und Imrahil ritten zurück zum Tor der Stadt, und
sie waren jetzt so erschöpft, daß sie nicht Freude noch Leid verspürten.
Diese drei waren unversehrt, denn so groß war ihr Glück und die Ge-
schicklichkeit und Macht ihrer Waffen, und wenige hatten fürwahr ge-
wagt, sich ihnen entgegenzustellen oder ihnen ins Gesicht zu sehen in der
Stunde ihres Zorns. Aber viele andere waren verwundet oder verstüm-
melt oder lagen tot auf dem Schlachtfeld. Äxte hatten Forlong niederge-
streckt, als er allein und ohne Pferd kämpfte; und Duilin von Morthond
und auch sein Bruder wurden zu Tode getrampelt, als sie die mûmakil an-
griffen und ihre Bogenschützen dicht heranführten, um den Ungeheuern
in die Augen zu schießen. Weder würde Hirluin der Schöne nach Pinath
Gelin zurückkehren noch Grimbold nach Grimslade und auch nicht Halb-
arad, der harthändige Waldläufer, in die Nordlande. Nicht wenige waren
gefallen, berühmte und namenlose, Hauptleute oder einfache Krieger;
denn es war eine große Schlacht, und eine genaue Beschreibung von ihr
hat keine Erzählung überliefert. So sagte sehr viel später ein Dichter von
Rohan in seinem Lied über die Hügelgräber von Mundburg:
Wir hörten von Hörnerklang in den Bergen,
Von blinkenden Schwertern im Reiche des Südens.
Rosse trugen Reiter nach Steinenland,
Gleich Wind in der Frühe. Krieg entbrannte.
Da fiel Théoden, der mächtige Thengling
Kehrte nie zu den goldenen Hallen,
Nie zu den grünenden Weiden des Nordens
Heim, der Heerführer. Harding und Guthláf,
Dúnher und Déowin, Grimbold der kühne,
Herfara und Herubrand, Horn und Fastred
Fochten und fielen dort in der Fremde:
Liegen unter den Grabhügeln
Von Mundburg, gesellt den Edlen von Gondor.
Nicht kehrte Hirluin ans Meer zu den Hügeln,
Noch zu den blühenden Tälern jemals
Forlong der Alte nach Arnach wieder
Siegesstolz, noch die Bogenschützen
Derufin und Duilin an die dunklen Wasser,
Die Moore von Morthond im Schatten der Berge.
Morgends und abends holte der Tod sich
Herren und Knechte. Lang nun schlafen sie
Unter dem Gras in Gondor am Strome,
Dem silberglänzenden, tränengrauen.
Rot rollten damals die Wogen,
Blut färbte das Wasser am Abend;
Als Meldefeuer brannten die Berge;
Rot fiel der Tau in Rammas Edor.
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